Januar 2024 / Vier Jahre Bildungsbuddies

Schule am Ernst-Reuter-Platz: Kostenfreies Wohnen gegen Unterstützung

„Werde Buddy, wohne kostenfrei“, heißt es seit März 2020, und auch im vierten Jahr ist die Kooperation zwischen der Schule am Ernst-Reuter-Platz (ERNST!) und der Städtischen Wohnungsgesellschaft Bremerhaven eine sehr erfolgreiche. Der Deal: Unterstützung für Schülerinnen und Schüler aus dem Stadtteil Lehe gegen kostenloses Wohnen – mit im Bildungsbuddies-Boot sind nach wie vor die Hochschule Bremerhaven, das Studierendenwerk Bremen, die Dieckell Stiftung und das Netzwerk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft.

Eine spannende und sinnvolle Arbeit

„Seitdem ich das erste Mal davon gehört habe, fand die Idee hinter dem Projekt supercool. Es ist die Art von Projekt, die ich mir als Schüler gewünscht hätte“, meint Lars Sychla, der an der Hochschule im Studiengang Gründung, Innovation, Führung (GIF) eingeschrieben ist. „Ich möchte die Schülerinnen und Schüler anregen, an eigene Wünsche zu glauben“, ergänzt Elisa Kriege, ebenfalls Bildungsbuddy der ersten Stunde. „Und mir gibt das Projekt die Möglichkeit, neue Welten und andere Blickwinkel kennenzulernen.“ Das sieht Jennifer Perez, die seit Oktober 2022 dabei ist, ganz ähnlich: „Es ist nicht Jobben bei McDonald’s, sondern eine spannende und sinnvolle Arbeit!“

Bildungsbuddies – das Prinzip ist seit vier Jahren einfach: Studentinnen und Studenten der Hochschule Bremerhaven können kostenfrei im Studierendenhaus in der Leher Heinrichstraße wohnen, wenn sie rund 20 Stunden im Monat Schülerinnen und Schüler der Schule am Ernst-Reuter-Platz im Unterricht und in der Freizeit unterstützen. „Es geht nicht um Nachhilfe, es geht um Wege zum Lernen“, betonte Schulleiterin Nicole Wind im März 2020. „Es geht um Bildungsvorbilder und um Nähe, um das Prinzip des älteren Bruders oder der älteren Schwester, die im Idealfall neue Welten öffnen können.“ Der Ansatz hat sich bewährt, aus den anfänglich fünf Bildungsbuddies sind mittlerweile sieben geworden.

Beide Seiten profitieren vom Projekt

Sieben junge Menschen, die von dem, was sie als Bildungsbuddies machen, überzeugt sind. „Ich möchte den Schülerinnen und Schülern zeigen, dass es auch andere Perspektiven gibt. Ich möchte ihnen zeigen, dass Lernen auch Spaß macht und man als guter Schüler oder Studierender cool sein kann, ohne Gangster sein zu müssen“, meint zum Beispiel Buddy Hakim El Khoumssi. „Für mich ist die Arbeit mit den Kindern etwas ganz Neues. Es macht total Spaß, und es sind einige Kinder dabei, die ich wirklich gerne mag und auf die ich mich dann richtig freue“, gibt Lea Kuhlmann zu Protokoll. „Mitten in einem sozialen Brennpunkt, und viele Kids denken hier gar nicht groß über ihren weiteren Weg nach“, weiß Buddy Omar Abdelal.

„Die Kinder freuen sich, mal eine andere Bezugsperson zu haben“, berichtet Marion Oehmsen. „Die Bildungsbuddies haben einen ganz anderen Zugang, und das finden die Kids richtig toll“, unterstreicht die ERNST-Lehrerin, die das Projekt koordiniert. Schwimmbad, Eislaufen, das Fahrrad reparieren oder Karate trainieren – beide Seiten profitieren von der besonderen Unterstützung, die sich an Schülerinnen und Schüler der 5. bis 7. Klasse richtet. „Natürlich muss die Chemie stimmen“, fährt Marion Oehmsen fort. „Deshalb wählen wir nicht aus, sondern sorgen dafür, dass sich Schülerin oder Schüler und Buddy in der Klasse finden.“ Ein Verfahren, das klappt: „Die Buddies, die zu uns kommen, sind genau die, die unsere Kids brauchen.“