Schuldezernent Frost: Verzahnung von Bildungsgängen und Schulstufen erforderlich

Stadtrat Michael Frost (Dezernent für das Schulamt) äußert sich besorgt über die Ergebnisse des Bundesländervergleichs zu Schulabgängern, die keinen Abschluss erreicht haben, sieht jedoch auch Ansätze für erfolgreiches Gegensteuern.

„Mit einem Anteil von 13,9 Prozent von Schülern ohne Regelabschluss ist erstmals eine Senkung der Quote von vorher 15,4 Prozent gelungen, aber die Zahlen sind weiterhin zu hoch und zeigen den Bedarf für strukturelle Veränderungen im Bildungssystem.“

Das IQHB - Institut für Qualitätsentwicklung im Land Bremen hat die statistischen Daten für Bremen und Bremerhaven ausgewertet und in einem Bericht für die Deputation für Kinder und Bildung der Bremischen Bürgerschaft aufbereitet. Stadtrat Frost: „Wir wissen daher, dass die Zahl von Kindern und Jugendlichen, die in sogenannten Risikolagen aufwachsen, weiter steigt. Das hat leider weiterhin entscheidende Auswirkungen auf ihren Bildungsverlauf. Unsere Aufgabe ist es, diesen Zusammenhang aufzulösen.“

Frost sieht einen Zusammenhang des Bremer Berichts zu der Bremerhavener KESS-Studie über die Bildungsverläufe: „Viele Kinder kommen bereits mit Rückständen in die Grundschule, weil sie zu Hause nicht genügend unterstützt wurden und gar nicht oder nicht regelmäßig die Kita besucht haben. Diese Rückstände holen sie im Verlauf der Schuljahre auf, aber vielfach nicht in dem Umfang, um die allgemeinen Standards zu erreichen. Hinzu kommen gerade auch in Bremen und Bremerhaven viele Kinder und Jugendliche, die das Schulsystem aufgrund von Flucht oder Zuwanderung erst wenige Jahre besuchen. Die IQHB-Studie zeigt entsprechend, dass viele dieser Jugendlichen den Abschluss nicht nach der 10. Klasse erreichen, aber bei entsprechender Unterstützung ein oder zwei Jahre später. In der Verzahnung von allgemeiner und beruflicher Bildung müssen wir also ansetzen, um die Nachholquote von Schulabschlüssen zu verbessern.“ Hierzu bedürfe es einer strukturellen Zusammenführung der Schulstufen, damit sowohl das gemeinsame Lernen in Grund- und Oberschulen als auch die Verzahnung von Oberschulen und Bildungsgängen der beruflichen Bildung möglich werden. Frost: „Wenn das Land diesen aus unserer Sicht notwendigen Weg der strukturellen Öffnung der Schulstufen gehen möchte, sind wir zur Unterstützung jederzeit bereit.“

Neben dem Erfordernis, strukturelle Änderungen herbeizuführen, brauche es auch Einzelmaßnahmen, auf deren Grundlage den Jugendlichen auf dem Weg zu einem Schulabschluss bzw. in die berufliche Ausbildung eine bessere Begleitung ermöglicht wird. In diesem Zusammenhang nennt Frost die Transition Guides, für deren Einrichtung bereits entsprechende Gremienbeschlüsse vorliegen, sowie die Berufscoaches, deren Einrichtung jedoch noch unter dem Vorbehalt des zu beschließenden Kommunalhaushalt steht. „Mit den an Schulen eingesetzten Transition Guides erhoffen wir uns einen gelingenden Übergang aus dem allgemeinbildenden über das berufsbildende Schulsystem in eine Berufsausbildung“, erklärt Frost. „Maßgeblich ist hier eine intensive Beziehungsarbeit zwischen Transition Guide und Schülerin bzw. Schüler“, so der Dezernent. „Bei den Berufscoaches, deren Einsatzort ebenfalls die Schulen sind, sind insbesondere Schülerinnen und Schüler im Fokus, die motiviert sind, für den Übergang in die Berufswelt jedoch eine Begleitung benötigen.“

Mittelfristig sieht Stadtrat Frost strukturelle Handlungsmöglichkeiten in folgenden Bereichen, die sowohl die Landes- als auch die kommunale Ebene betreffen:

- Umsetzung eines integrierten Sprachbildungskonzeptes von der Kita bis zum Schulabschluss auf der Grundlage des von der Senatorin für Kinder und Bildung vorgelegten Konzeptes,

- Förderkonzept des Landes für den schulischen Erwerb der Familiensprache als Referenzsprache für den Zweit- und Drittspracherwerb,

- Sozialraumorientierung schulischer Bildung: Handlungsorientierte, alltags- und praxisnahe Bildung in fächerübergreifenden Projekten inner- und außerhalb von Schule (kulturelle Bildung, Bewegung, handwerkliche/motorische Projekte),

- Gezielter Einsatz des Startchancen-Programms zur Förderung fach- und schulstufenübergreifender Vorhaben (z.B. im Bereich Handwerk/Schulgarten, kulturelle Bildung, Lernferien, Sprachcamps usw.),

- Entwicklung stufenübergreifender Bildungsangebote zwischen Primar/Sekundarstufe I und Sekundarstufe I/II (hier: abgestimmte Curricula zum geordneten Übergang von Abgehenden ohne Abschluss in berufsbildende Übergänge),

- Stärkung der (multiprofessionellen) Teamstrukturen in den Schulen sowie Ausbau der pädagogischen und personellen Kooperationen zwischen Oberschulen und berufsbildenden Schulen.

Frost: „Trotz des Handlungsbedarfs, den die Ergebnisse aufzeigen, bin ich froh darüber, dass diese Datengrundlage nun geschaffen wurde. Eine wirklich effiziente Steuerung von Personal und finanziellen Ressourcen kann nur auf der Grundlage einer validen Datenbasis ermöglicht werden, wie sie nun vom IQHB vorgelegt wurde. Um künftig eine einheitliche Datenlage und Auswertung zu ermöglichen, wurden die notwendigen Verabredungen zwischen unserem Schulamt und dem IQHB in den vergangenen Monaten bereits getroffen.“

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